Die Tage 2-4 der Südafrika-Reise des Hayek-Kreises waren voll gepackt mit spannenden Treffen und viel Joburg-Lifestyle. Das liess uns kaum Zeit zum posten, was wir jetzt aber auf dem Weg nach Cape Town nachholen:
15.03.16: Think Tank Afternoon
Heute ging unser Programm inhaltlich los. Am Vormittag haben wir zunächst eine Red-Bus-City-Tour unternommen, um uns einen Überblick über die Stadt zu verschaffen. Dabei haben wir direkt festgestellt, dass die Uhren in Südafrika anders ticken, der erste Bus kam einfach mal nicht. Einen Teil der Tour haben wir uns also erfolgreich erlaufen!
Irgendwann haben wir dann doch noch einen Bus bekommen und eine wirklich schöne Tour gemacht. Hierbei stellte sich bereits das erste Johannesburg-Feeling ein, leider aber auch der erste Sonnenbrand.
Nach einem wirklich guten Mittagessen hatten wir einen unglaublich spannenden Nachmittag im FNF-Büro. Die beiden Referenten Dr. Frans Cronje und Francis Antonie haben uns sehr tiefgehende Analysen über die Situation und die Herausforderungen vor Ort gegeben. Ein besonderer Fokus lag dabei auf dem Parteien- und dem Justizsystem. Ein zentrales Problem in S. A. ist, dass die Entscheidungen der Gerichte von der Regierung ignoriert werden.
Beim Abendessen hatten wir schließlich noch die Möglichkeit uns mit jungen Liberalen aus S.A. auszutauschen. Die verschiedenen Einschätzungen der Situation der Liberalen im jeweiligen Land und weltweit haben viele neue Ansätze geliefert. Insgesamt war es ein mehr als gelungener Tag!
16.03.16: Constitutional Hill and Maboneng
Unseren dritten Tag in Johannesburg begannen wir mit einer Fahrt zum nahegelegenen Constitutional Hill. Der Hügel ist am Schnittpunkt von Johannesburgs diversesten Stadtvierteln gelegen und beheimatet das Südafrikanische Verfassungsgericht sowie die Überreste eines ehemaligen Gefängnisses des Apartheid-Regimes.
Für das Erkunden des Verfassungsgerichtes wurde uns der überaus sachkundige Assistent eines der Verfassungsrichter zur Seite gestellt. Wir hörten spannende Anekdoten zum Südafrikanischen Rechtssystem und der Geschichte des Verfassungsgerichtes. Besonders beeindruckend war die Umsetzung des Prinzips der Offenheit und Volksnähe des Gerichtes. So war es kein Problem, sich den Gerichtssaal auch einmal aus der Perspektive eines Richters zu erleben.
Direkt neben dieser Errungenschaft des modernen Südafrikas finden sich die Überreste seiner dunklen Vergangenheit. Ein Teil der Ziegel des neuen Gerichtsgebäudes stammt aus den Wänden, die einst vielen die Freiheit nahmen. Bei unserem Rundgang durch die winzigen Zellen und finsteren Löcher des alten Apartheid-Gefängnisses konnte man einen kleinen Eindruck davon gewinnen, wie groß der Schritt in die heutige Demokratie für das südafrikanische Volk tatsächlich war.
Nach dieser Erfahrung machten wir uns auf den Weg nach Maboneng – nicht jedoch, ohne auf dem Weg ein ausgezeichnetes Mittagessen in einem kleinen Restaurant mit Buffet und lokalen Spezialitäten einzunehmen. So gestärkt, konnte uns selbst ein kleinerer Unfall mit einem Werbeschild kaum aufhalten – zum Glück hatten wir einen Sanitäter an Bord, der auch gleich als erster am Unfallort war.
Maboneng präsentierte sich uns als ein angesagter Stadtteil, der in einer rasanten Entwicklung eine Vielzahl von kleinen Shops und Cafés hervorgebracht hat. Co-working spaces, art shops und eine Art FabLab ließen eine gewisse Ähnlichkeit zu Hipster-Berlin erkennen. Über den Dächern von Maboneng bot uns schließlich The Living Room nicht nur Schutz vor einem spontanen Wolkenbruch, sondern auch die Gelegenheit, bei einem erfrischenden Einhorn-Cocktail über die Skyline Johannesburgs zu schauen.
Den Abend verbrachten wir in unserem Heimatviertel Braamfontein im The Orbit. Hier wurde uns nicht nur ein erstklassiges Abendessen serviert, wir kamen auch in den Genuss zweier lokaler Jazz-Bands. In Anbetracht dieses grandiosen Aufgebotes beendeten wir den Abend unvernünftig früh, um für den kommenden Tag in Pretoria gerüstet zu sein.
17.03.16: German Embassy, Affirmative Action Talk and Apartheid Museum
Am Donnerstag ging es für den Hayek-Kreis ungewöhnlich früh um 0830 los mit der Abfahrt Richtung Praetoria. Die Autofahrt wurde von vielen (bis auf den beiden Fahrern) genutzt entweder das frühe Aufstehen etwas auszugleichen oder um wichtige Themen zu besprechen, z.B. den Unterschied zw. phaenomenologischer und statistischer Thermodynamik.
In Pretoria angekommen konnten wir uns um 10.00 Uhr mit dem Ständigen Vertreter der Bundesrepublik Deutschland und einem seiner Referenten treffen.
Nach kurzen Eingangsstatements zur wirtschaftlichen sowie politischen Lage in Südafrika (aus Sicht der BRD) hatten wir die Gelegenheit in einer offenen Diskussionsrunde (unter der Chatham House Rule ) Fragen u.a. zur „Gesundheit des Rechtstaates“, der Ausenpolitik, der Klimapolitik, Infrastrukturmaßnahmen sowie der Zusammenarbeit mit der BRD stellen. Dabei wurde im großen und ganzen eine positive Bilanz gezogen, da Südafrika zwar einen langsamen jedoch funktionierenden Rechtstaat hat, die Infrastruktur für Investitionen vorhanden ist (und dies z.B. die Autoindustrie zZ tut) und Südafrika im internationalen Vergleich eine wohl solide Haushaltspolitik hat. Kritisch betrachtet wurden Entscheidungen Südafrikas auf internationaler Ebene z.B. hinsichtlich der Menschenrechtspolitik, da hier auf Interessen der Bündnispartner der „BRIC“-Staaten großzügig rücksichtgenommen wurde.
Kritisch betrachtet wurde auch die Gesetzgebung der sog. „Black empowering in economics“ da diese nicht der breiten ehemals diskriminierten Bevölkerungsschicht hilft sondern nur wenigen Eliten und v.a. auch ein sehr großes Hinderniss für ausländische Investoren ist.
Mit der Kritik am BEE ging es bei der Diskussion am Mittagessen mit Mark Oppenheimer weiter. Er führte aus, dass es eine absolut fragwürdinge Idee ist, Diskriminierungsfolgen mit Diskriminierung zu behandeln: „This is like fucking to become a Virgin“. Sein Lösungsvorschlag sieht vor, dass statt pauschal eine Bevölkerungsgruppe zu bevorzugen, da diese in großen Teilen in der Vergangenheit diskriminiert wurde, das Individuum anzuschauen um zu bewerten, in wie weit sein Leben von Diskriminierung geprägt war. Sonst kann man Diskriminierungsgesetzte (für die eine oder andere Seite) iemals hinter sich lassen. Gegen Ende der Diskussion kam noch die aktuelle Innenpolitik und die anstehenden Wahlen zur sprache, wobei dann in der Debatte festgestellt wurde, dass die meisten Südafrikaner wohl der aktuellen Regierungspartei so dankbar für die Demokratie sind, dass sie ihre dadurch entstehenden Rechte auch zur Wahl von neuen Regierungen mit neuen Ansätzen, nicht wahrnemen.
Anschließend wurde noch das Apartheid Museum besucht, dessen sehr detailierte Ausstellung von den Meisten jedoch leider nicht komplett angeschaut werden konnte, da dieses schon bald um 17 Uhr zumachte. Um die Situation der damaligen Bevölkerung den Besuchern zu verdeutlichen, wurden diese durch ihre Eintrittskarten zufällig in „White“ und „Non-White“ eingeteilt und auch diesbezüglich am Eingang des Museums sowie das erste Stück der Ausstellung diskriminiert wurden.
Der Tagesabschluss wurde in eine Pizzeria in Melville mit anschließender Bartour begangen.