Ein knappes Jahr nach seinem erfolgreichen Gründungsseminar „Theoretische Grundlagen des Neoliberalismus“ veranstaltete der Hayek-Kreis der FNF-Stipendiaten eine Fortsetzung. Vom 21. bis 23. März fanden sich die über 30 Teilnehmer in der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach ein, um unter dem Titel „Neoliberalismus – The next generation“ zu diskutieren. Mit liberalen Ideen und Denkern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts baute das Seminar auf das Grundlagenseminar des Vorjahres auf und stellte die Weiterentwicklung und Rezeption des klassischen Liberalismus in dieser Zeit vor.
Das Seminar eröffnetete Dr. Gérard Bökenkamp vom Liberalen Institut der FNF mit einem Vortrag zu Milton Friedman. Dem “Sprachrohr des Marktes“ gelang es außerordentlich gut, die Realpolitik langfristig zu beeinflussen und bis heute gültige Forderungen wie die nach Bildungsgutscheinen oder der Abschaffung der Wehrpflicht auf die Agenda zu setzen. Entsprechend ging es nicht nur um Friedmans Werke und Theorien, sondern auch um die mediale Umsetzung liberaler Ideen. Am Samstagmorgen referierte Dr. Paolo Pamini vom Liberalen Institut in Zürich über Bruno Leoni, der in den sechziger Jahren eine rechtswissenschaftliche Grundlage für die Genese des Staates und die Rolle von Verfassung und Gerichtsbarkeit entwickelte.
Der erst im vergangenen Jahr verstorbene Ökonom James M. Buchanan und seine Theorie der “Politics without Romance” wurde von Prof. Martin Leschke vorgestellt und rezipiert. Buchanans Beitrag zur politischen Ökonomie liefert uns mittels Ansätzen der Public Choice Theory unschätzbare Erklärungmuster für politisches Handeln. Auf Grundlage von Modellen der politischen Philosophie und in erster Linie der Vertragstheoretiker des 17. und 18. Jahrhunderts entwickelt Buchanan zudem ein Gesellschaftsmodell, das von Individualismus und evolutorischer Veränderung ausgeht.
Nach der Mittagspause, die mit dem Film „The House I Live In“ über den Drogenkrieg in den USA bereits einen kleinen Ausblick auf unser Strukturtreffen vom 4. bis 6. Juli in Leipzig lieferte, stellte Kalle Kappner den Ökonomen und Philosophen Murray N. Rothbard vor. Rothbard der für eine konsequente Entstaatlichung eintrat, begründete eine nachhaltige Tradition der Infragestellung von staatlichen Befugnissen. Als Ausgangspuntk dessen dient Rothbard das Naturrecht des Menschen auf das Eigentum an sich selbst.
Prof. Christian Hoffmann vom Liberalen Institut in Zürich stellte Robert Nozicks „Anarchy, State and Utopia“ vor. Der Philosoph, der zeitlebens an der Universität von Harvard lehrte und forschte, entwickelte als direkte Antwort auf John Rawls Theory of Justice die Vision eines vertragsbasierten Minimalstaates. Dabei führt er wesentliche Erkentnisse der Vertragstheoretiker und liberaler Vordenker zusammen und erklärt die Genese eines Staates, der weitestgehend ohne Zwang auskommt und sich auf die Garantie von Freiheit und Sicherheit beschränkt.
Als Abschluss des Seminars verschaffte Julian Arndts einen umfassenden Überblick über die vier Denkschulen von Chicago, Bloomington, Fairfax und Auburn. Es ist hier hervorzuheben, in welcher Weise die Bestrebungen einzelner liberaler Vordenker an diesen Schulen eine blühende liberale Denk- und Forschungskultur geschaffen haben.
Das Seminar regte alle Teilnehmer zur vertieften Beschäftigung mit den theroretischen Grundlagen des Liberalismus an. Die vielen verschiedenen, häufig auch gegensätzlichen Argumente und Perspektiven regten viele spannende Diskussionen an verdeutlichten die Faszination, die die Welt der Liberalen und Denker ausübt.
Florian Hartjen und Yannic Neuhaus für den Hayek-Kreis der FNF-Stipendiaten